Die Erziehung eines mehrsprachigen Kindes erfordert eine unterstützende mehrsprachige Umgebung. Die Aussage leuchtet wohl den meisten Eltern ein – und doch stellt das in der Praxis oft eine Herausforderung dar. Unser Bekanntenkreis bilden wir meist nach unseren eigenen geteilten Werten und Interessen, häufig entwickeln sie sich von selbst. Doch um den idealen Umkreis für den Sprach- und Kulturerwerb unseres Kindes zu formen, müssen wir dies bewusster angehen, beispielsweise durch regelmäßige Treffen mit Familie und Bekannten, welche die Sprachen unseres Kindes sprechen. Doch dies ist nicht selten leichter gesagt als getan. Ich bin selbst Mutter und kenne die Schwierigkeiten, Familien zu finden, bei denen sowohl die Eltern als auch die Kinder gut miteinander auskommen.
Neulich beklagte sich eine tschechische Mutter bei mir, die mit ihrem jugendlichen Sohn zu ihrem neuen Mann nach Österreich zog, dass sich der österreichische Verwandtschaftskreis zu kaum Treffen bereitstelle. Dabei hätte dies bei der Entwicklung seiner deutschen Sprache und der Integration im neuen Land sehr geholfen. Manchmal haben wir Glück und sind Teil von Familien und Bekanntenkreisen, welche offen sind und gerne ihre Muttersprachen mit uns teilen. Doch selbst wenn wir diese Möglichkeit nicht haben, gibt es Lösungen, um ein mehrsprachiges Umfeld für unser Kind bereitzustellen: Wir könnten Kinder, Freunde und Verwandte aktiv zu uns einladen oder selber gemeinsame Aktivitäten planen – die meisten Eltern freuen sich, wenn sie die Bereitschaft anderer Eltern sehen, sich um Unterhaltung für ihre Kinder zu kümmern. Vielleicht könnten hieraus regelmäßige Spieltreffen entstehen! Schließlich lernt kein Kind so schnell, wie wenn es spielt und Spaß hat.
Kürzlich kontaktierte mich eine zweisprachige Mutter aus Transsilvanien, die in Deutschland lebt. Sie offenbarte mir ihren Wunsch, ihrer Tochter neben Deutsch und Ungarisch, zusätzlich noch Rumänisch beizubringen. Im Laufe unseres Gesprächs, bei denen ich sie zu vielzähligen Methoden zum simultanen Lernen und Aufrechterhalten mehrer Sprachen aufklärte, erwähnte sie eine rumänische Spielgefährtin der Tochter, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, mit der sie sich oft traf. Die zwei Mütter hatten beschlossen, als gemeinsame Sprache Deutsch zu verwenden, da sie sich so alle gemeinsam verständigen konnten. Ich riet ihr, diese Entscheidung zu überdenken und bei diesen Treffen als gemeinsame Sprache Rumänisch einzuführen. Sollte ihre Tochter zu Beginn sich mit der Sprache schwer tun, sollte sie darauf bestehen, dass die Kinder (oder die Eltern) füreinander dolmetschen. Je natürlicher wir eine solche Situation lösen können, desto sicherer können wir uns eines späteren Erfolgs sein.
Häufig fragen mich Eltern nach Film- und Serienempfehlungen zum Stärken und Lernen ihrer Sprachen. Gerne zeige ich mich hierbei behilflich, und gebe Rat zur sinnvollen Kriterienauswahl. Allerdings sollte man sich einer Sache im Klaren sein: Die effizienteste Methode zur Aktivierung einer Sprache ist und bleibt die selbst gesprochene Sprache. Zuhören ist wichtig – aber nur der aktive Gebrauch des Erlernten kann diese neuen Kenntnisse auch im Gehirn festigen. Kinder, die in mehrsprachige Schulen geschickt werden, haben eine höhere Chance auf Kinder zu treffen, mit denen sie ihre unterschiedlichen Sprachen üben können. Allerdings ist es manchmal unvermeidlich, dass es im Pausenhof zu solch einer Gruppenbildung kommt, bei der die Kinder sich ausschließlich mit Kindern ihrer dominanten Sprache zusammentun. Selbstverständlich sollten bestehende Freundschaften nicht zerstört werden – allerdings lohnt es sich, wenn die Lehrende im Unterricht einen Fokus auf Gruppenarbeiten legen, welche neue Gruppendynamiken auslösen.
Es gibt unterschiedliche Alternativen, um diese Mischung der bestehenden Gruppen zu erzielen: Beispielsweise könnte den Kindern eine kurze Liste von Gegenständen (Farben, geometrische Figuren, Tiere, abstrakte Ideen, etc.) gegeben werden mit der Aufforderung, einen Favoriten zu wählen. Die Gruppen bilden sich nun mit den Kindern, welche dieselbe Kategorie gewählt haben. Während die Gruppen gebildet werden, haben die Kinder die Gelegenheit, miteinander zu sprechen und so neue Informationen über die andere Person, die sie sonst möglicherweise nicht erfahren hätten, herauszufinden. Auch dies kann sich als gute Quelle neuer Freundschaften entpuppen!
Jeder hat seine eigenen Vorstellungen über das Sprachenlernen mehrsprachiger Kinder, die der Realität häufig widersprechen. Je früher Sie dies erkennen, desto effizienter können Sie Ihrem Kind in seiner Entwicklung helfen. Falls Sie sich diesbezüglich professionelle Unterstützung wünschen, stehe ich Ihnen im Rahmen einer ersten kostenlosen 20-minütigen Beratung zur Verfügung. Kontaktieren Sie mich gerne auf der folgenden E-Mail Adresse: zitamate@raisingmultilingual.com






