Studien bezeugen, dass Wörterbuchbenutzer über einen größeren Wortschatz verfügen, als Menschen ohne einem gängigen Wörterbuchgebrauch. Diese Korrelation ist vor allem für mehrsprachige Familien von Bedeutung. Glücklicherweise ist als Antwort auf eine wachsende Nachfrage von Mitteln zum Sprachenlernen in den letzten Jahrzehnten auch das Angebot an guten Wörterbüchern gestiegen. In Büchergeschäften werden Sie nicht nur Druckausgaben von Wörterbüchern für Erwachsene, sondern auch viele Alternativen für ein jüngeres Publikum finden.
In deutschen Schulen ist es üblich, den Gebrauch eines persönlichen Wörterbuches bereits in der ersten Klasse einzuführen. Im Rahmen des Unterrichts erhalten die Kinder regelmäßig Aufgaben, um das Alphabet mithilfe dieses ersten Buches zu lernen – zunächst einmal mit einem kleinen, einsprachigen Wörterbuch mit großen, bunten Buchstaben. Sie lernen Lesen und Schreiben, und lernen auch, wo sie nachsehen können, wie man die neuen Vokabeln gemäß den Rechtschreibregeln schreibt. Mit dem Alter verändern sich auch ihre Wörterbücher: Die Schriftgröße nimmt ab, die Anzahl der Wörter nimmt zu, und schließlich wird aus dem einsprachigen Wörterbuch ein zweisprachiges Wörterbuch.
Die Grundlage von Textverständnis ist selbstverständlich der Wortschatz – und mehrsprachige Kinder können (vor Allem in den ersten Jahren des Spracherwerbs) in diesem Aspekt gegenüber einsprachigen Kindern zurückbleiben. Dieser Unterschied kann durch regelmäßiges Nutzen von Wörterbüchern allerdings effizient gemildert werden. Selbst wenn das Kind die Bedeutung eines Begriffs im Kontext erahnt, so kann der Lerneffekt z.B. durch das Führen eines Vokabelhefts signifikant gesteigert werden! So kann das Kind die Wörter in mehreren Sprachen nachschlagen und Begriffe gleich in mehreren Sprachen lernen. Schließlich gilt: Je mehr Sprachen mit einem neuen Wort verbunden sind, desto einfacher ist es, den neuen Begriff im Kopf zu behalten.
Natürlich muss man nicht bei jedem einzelnen neuen Wort, das uns beim Lesen begegnet, das Wörterbuch gezückt werden. An erster Stelle soll uns ja die Freude beim Lesen erhalten werden – Prioritäten setzen ist hier das wichtigste Stichwort. Versuchen wir also, auf die Schlüsselwörter zu achten, die wir benötigen, um den Kontext des Textes zu entschlüsseln. Danach können wir immer noch entscheiden, wie wichtig uns die restlichen Wörter für das Textverständnis sind. Perfektionismus könnte uns hier eher im Weg stehen, das Ziel sollte eine konsequente und routinierte Lesepraxis sein – dass wir nicht alles im kleinsten Detail verstehen, ist nicht weiter schlimm.
Doch welche Sorte Wörterbuch eignet sich für unsere Zwecke am besten? Wenn wir schon über ein umfassendes Vokabular verfügen und schnell eine Antwort suchen, reichen oft die kostenlosen Online-Wörterbücher. Der große Vorteil hierbei ist die Option, dass diese die Aussprache direkt mitliefern. Allerdings ist diese Quelle mit Vorsicht zu genießen – für eine wirklich zuverlässige Alternative rate ich immer zu den geprüften Druckfassungen, oder zumindest die Übersetzung in unterschiedlichen Online-Wörterbüchern zu überprüfen. Idealerweise suchen wir direkt nach Sätzen und Ausdrücken, die den Begriff beinhalten.
Auch wenn unsere Kinder mehrsprachig sind, können sie von einsprachigen Wörterbüchern, oder noch besser, von Kollokations-Wörterbüchern, profitieren – vor allem wenn sie selbstständig Texte verfassen müssen. In einem mehrsprachigen Haushalt empfehle ich, ein gedrucktes Wörterbuch in Sichtweite zu halten. Ideal wäre es natürlich, wenn Sie, als Eltern, vor den Augen Ihres Kindes unbekannte Wörter nachschlagen. Vielleicht unterhalten Sie sich zusammen als Familie über neue Ausdrücke, die Sie über den Tag gelernt haben! Das Schöne an mehrsprachigen Familien ist ja, dass die unterschiedlichen Sprachniveaus immer Grund geben, sich gegenseitig etwas beizubringen und zusammen zu lernen. Je normaler die Einstellung zum Wörterbuch in der Familie ist, desto leichter gewöhnt sich das Kind an eine gute Einstellung zum Sprachenlernen.
Jeder hat seine eigenen Vorstellungen über das Sprachenlernen mehrsprachiger Kinder, die der Realität häufig widersprechen. Je früher Sie dies erkennen, desto effizienter können Sie Ihrem Kind in seiner Entwicklung helfen. Falls Sie sich diesbezüglich professionelle Unterstützung wünschen, stehe ich Ihnen im Rahmen einer ersten kostenlosen 20-minütigen Beratung zur Verfügung. Kontaktieren Sie mich gerne auf der folgenden E-Mail Adresse: zitamate@raisingmultilingual.com






