Fünf Grundfaktoren beeinflussen den Spracherwerb von mehrsprachigen Kindern laut Britta Hufeisen. Heute werde ich über einen von diesen schreiben, nämlich über die Emotionen.
Erinnert ihr euch an Eure(n) Lieblingslehrer(in) in der Schule? Für welches Fach habt Ihr lieber gelernt als gewöhnlich? Studien behaupten, dass man in einer angenehmen Umgebung besser lernen kann. Das gilt auch für die Sprachen, mit denen ein mehrsprachiges Kind aufwächst.
Das ist der Grund, warum man gegenüber Sprachen eine positive Einstellung bewahren sollte. Selbstverständlich gibt es Unterschiede in Bezug auf die Zeit, die man verschiedenen Sprachen widmet oder auf die Häufigkeit, mit der man sie verwendet. Nicht weniger wichtig sind jedoch die sprachlichen Formulierungen und stilistische Formen, die sich Kinder u.a. mittels Konversationen oder beim Vorlesen von Texten aneignen. Nichtsdestotrotz gibt es abgesehen von diesen Mitteln einen weiteren Aspekt, mit dem man den Spracherwerb unterstützen kann, nämlich die emotionale Einstellung. Man sollte also keine negativen Erfahrungen mit den Sprachen erleben. Aber wie erreicht man das? Vor allem indem man einen irren lässt. Wenn das Kind sich sprachlich nicht richtig ausdrückt, dann sollte man statt den Irrtum zu erwähnen und dabei Enttäuschung zeigen, einfach den Satz wiederholen, diesen dabei richtig formulieren und weiterreden, als wäre nichts passiert.
z.B. :
Wie viele Jahre hast du?
¿Wie alt bin ich? Zwanzig.
Und wie alt bist du?
Wenn die Fehler eine unangenehme Stimmung verursachen, kann es dazu führen, dass das mehrsprachiges Kind die Verwendung dieser Sprache vermeiden wird und folglich eine Sprache bevorzugt, die es besser beherrscht, welche allerdings die Eltern vielleicht schlechter sprechen. Wenn ein Wort ihm in einer bestimmten Sprache nicht einfällt, und eins von einer anderen nimmt, gilt das Gleiche: Den Satz richtig wiederholen. Vor allem, weil das Kind bis dahin über das fehlende Wort schon nachgedacht hat und wenn man ihm gleich danach hilft, wird es sich den Begriff schneller merken. In der Tat entwickelt sich der Wortschatz von mehrsprachigen Kindern schneller als deren grammatikalische Kenntnisse. Mangel an lexikalischem Wissen bewältigen sie leichter als grammatikalische Fehler. Letztere sind widerstandsfähiger und können immer wieder erscheinen, weil sich hinter ihnen zahlreiche und komplexe Mechanismen verstecken.
Nichtsdestotrotz hört das Sprachenlernen nie auf. Nicht einmal bei einsprachigen Personen. Sie lernen auch ihr Leben lang. Denken wir an die literarischen bzw. Sachtexte, bei denen man immer unbekannte Wörter oder Ausdrücke finden kann. Im Fall von mehrsprachigen Kindern kommt das gleiche vor. Sie bekommen allerdings gleichzeitig von mehreren Sprachen „Inputs“, weshalb es zu einer Verspätung kommen kann bezüglich der Erweiterung ihres Wortschatzes in einzelnen Sprachen. Natürlich können sie insgesamt über ein breites Vokabular verfügen, welches durchaus das Wissen ihrer Mitschüler übertreffen kann, wenn man alle Sprachen zusammenzählt. Den Nachteil bei einzelnen Sprachen kann man jedoch mit bewusster und regelmäßiger Arbeit nachholen, denken wir einfach an die außerordentlichen lexikalischen Leistungen von mehrsprachigen Autoren, wie Elias Canetti.
Zusammenfassend kann man sagen, dass man Kindern sowohl die emotionale Unterstützung in der eigenen Sprache anbieten, als auch pejorative Bemerkungen über eine andere Sprache, die das Kind lernt, ganz vermeiden sollte. Abwertende Kommentare über seine Muttersprache von Seiten Anderer sollte man ebenso wenig dulden. Also: Verwendet mit Natürlichkeit eure Muttersprache mit euren Kindern, aber widersetzt euch nicht, wenn sie euch darum beten, ein Buch auf einer anderen Sprache vorzulesen, wodurch ihr euren Kindern zugleich eine offene Einstellung zu anderen Kulturen beibringt.